Veröffentlichungen der Unabhängigen Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte des Bundesnachrichtendienstes 1945 – 1968
herausgegeben von Jost Dülffer, Klaus-Dietmar Henke, Wolfgang Krieger, Rolf-Dieter Müller
Band 15
Gerhard Sälter: NS-Kontinuitäten im BND. Rekrutierung, Diskurse, Vernetzungen. Ch. Links Verlag, Berlin 2022
- Die Integration von Mitarbeitern aus verschiedenen Institutionen des Dritten Reichs in den Bundesnachrichtendienst war lange ein Gegenstand von Spekulationen. Auf Basis umfangreicher und bislang unzugänglicher Quellenbestände kann Gerhard Sälter zeigen, dass die Verantwortlichen im BND tatsächlich kein Bewusstsein vom verbrecherischen Charakter der NS-Diktatur besaßen. Für ihren Geheimdienst rekrutierten sie seit 1946 zielstrebig teils schwer belastete NS-Täter. So schufen sie eine bis in die achtziger Jahre wirkende schwere Belastung, deren Ausmaß sie jedoch verbergen konnten. Belastete Mitarbeiter bildeten Netzwerke über den BND hinaus, engagierten sich in rechtsextremen Organisationen und begründeten im BND eine Behördenkultur, in der NS-Ideologeme lange fortwirkten.
Band 14
Klaus-Dietmar Henke: Geheime Dienste. Die politische Inlandsspionage des BND in der Ära Adenauer. Band 2, Ch. Links Verlag: Berlin 2022
- Herrschaftsgrundlage des ebenso bedeutenden wie bedenkenlosen Gründungskanzlers und CDU-Chefs Konrad Adenauer war auch sein Missbrauch des BND für die eigene Machtsicherung. Das enthüllt dieses monumentale Werk nach uneingeschränkter Auswertung aller Geheimakten. Die antiliberale Führungsgruppe um Reinhard Gehlen, die ihr Versagen bei der Ostblock-Aufklärung durch vorauseilende Willfährigkeit und manipulative Imagepolitik wettzumachen suchte, arbeitete Kanzleramtschef Hans Globke mit ihrer politischen Inlandsspionage – namentlich gegen die SPD-Spitze – in nahezu symbiotischer Verbundenheit entgegen. Die erstaunliche politische Trittsicherheit des dominierenden Tandems Adenauer-Globke erklärt sich auch aus dieser gesetzwidrigen Instrumentalisierung. Wir müssen die Geschichte der Ära Adenauer nicht umschreiben. Aber wir verstehen sie nun besser.
Band 13
Die Auslandsaufklärung des BND. Operationen, Analysen, Netzwerke, herausgegeben von Wolfgang Krieger in Verbindung mit Andreas Hilger und Holger M. Meding, Ch. Links Verlag: Berlin 2021
- Die globale Auslandsaufklärung ist das Kerngeschäft des BND. Dabei geht es zum einen darum, frühzeitig Aufschluss über die geheimen Absichten und Fähigkeiten möglicher Gegner zu erlangen, zum anderen darum, verdeckte Operationen auszuführen, um Einfluss zu nehmen. In der Zeit bis 1968 standen diese Tätigkeiten ganz im Zeichen der Systemkonkurrenz zwischen Ost und West. Gestützt auf bislang unzugängliche Quellen aus dem BND-Archiv untersucht dieser Band, wie gut der Nachrichtendienst in jener Zeit für seine Aufgaben gerüstet war, was konkret von ihm verlangt wurde und wie erfolgreich er bei der Umsetzung war. Aufschluss geben Fallbeispiele zur Sowjetunion, Südosteuropa, Lateinamerika, dem Nahen und Mittleren Osten sowie Nordafrika.
Band 12
Wolfgang Krieger: Die Beziehungen des BND zu den westlichen Geheimdiensten 1946-1968, Ch. Links Verlag: Berlin 2021
- Im beginnenden Kalten Krieg wurden aus den besiegten Deutschen schon bald Verbündete der Westmächte, und das auch auf dem Feld der Geheimdienstarbeit. Lange bevor die Bundesrepublik 1955 mit neu aufgebauten Streitkräften in die NATO aufgenommen wurde, arbeiteten westdeutsche, amerikanische, britische und französische Nachrichtendienstler gemeinsam an der »Aufklärung« des sowjetischen Gegners. Und die westdeutsche Seite drängte schon bald darauf, die Rolle des »Juniorpartners« abzulegen.
Die Zusammenarbeit mit ausländischen Geheimdiensten gehört selbst in Demokratien, die ihre eigenen Dienste intensiv kontrollieren, zu den am strengsten gehüteten Geheimnissen. Denn die dabei erhaltenen Informationen dürfen nicht weitergegeben werden, auch nicht an die Parlamente oder die Justiz. So ist zwar lange bekannt, dass die Geheimdienste der drei westlichen Siegermächte für die Geschichte des Bundesnachrichtendienstes (BND) eine wichtige Rolle spielten. Doch die konkrete Zusammenarbeit blieb lange im Dunklen. In diesem Buch wird sie erstmals ausführlich dargestellt, und zwar auf der Basis von Geheimakten im BND-Archiv und im Bundeskanzleramt, die Wolfgang Krieger umfassend auswerten konnte.
Band 11
Ronny Heidenreich: Die DDR-Spionage des BND. Von den Anfängen bis zum Mauerbau, Ch. Links Verlag: Berlin 2019
- Die DDR war für die westlichen Geheimdienste bis zum Mauerbau 1961 das wichtigste Einfallstor in den sowjetischen Machtbereich, auch für den Bundesnachrichtendienst und seine Vorläuferin, die Organisation Gehlen. Wie Spionage im Zeitalter des Kalten Krieges funktionierte, beschreibt Ronny Heidenreich erstmals am Beispiel der Arbeit des BND in der DDR auf breiter Aktenbasis.
Der Bundesnachrichtendienst rühmte sich stets, in der DDR besonders erfolgreich zu sein, doch klafften Anspruch und Wirklichkeit bei seinen Spionageoperationen schon lange vor dem Mauerbau weit auseinander. Mehr noch, der Gegenseite gelang es, seine Berichterstattung an entscheidenden Stellen zu manipulieren. Im Lichte dieses Buches ist sogar zu fragen, in welchem Maße seine Aktivitäten in der DDR die innere Repression durch SED und Staatssicherheit verstärkten.
Band 10
Klaus-Dietmar Henke: Geheime Dienste. Die politische Inlandsspionage der Organisation Gehlen 1946-1953, Band 1, Ch. Links Verlag: Berlin 2018
- Von Beginn an sollte die Organisation Gehlen ein Auslandsnachrichtendienst sein. Doch in fast demselben Maß wie ihrer eigentlichen Aufgabe widmete sie sich der Inlandsspionage, die Domäne des später gegründeten Bundesamtes für Verfassungsschutz war. Illegalerweise ließ Reinhard Gehlen oppositionelle Bestrebungen in der Bundesrepublik ausforschen und beeinflussen, um die Politik von Kanzler Adenauer abzusichern. Dies reichte bis zum Rufmord an Rivalen und Menschen, deren Denken dem Weltbild der autoritär-konservativen Führungsclique in Pullach nicht entsprach. Anhand bislang unzugänglicher Akten zeigt Klaus-Dietmar Henke, wie diese als »Spionageabwehr« ausgegebene Inlandsspionage völlig ausuferte und sich jeder demokratischen Kontrolle entzog.
Band 9
Thomas Wolf: Die Entstehung des BND. Aufbau, Finanzierung, Kontrolle, Ch. Links Verlag: Berlin 2018
- Die Wurzeln des BND liegen in den ersten Nachkriegsjahren, als Wehrmachtsgeneral a. D. Reinhard Gehlen mithilfe von US Army und CIA einen Nachrichtendienst aufbaute. Dessen Apparat spottete jedoch allen Kriterien rationaler Organisation: In seinen Strukturen fand zum Teil schwer NS-belastetes Personal Unterschlupf, Ineffizienz und Sicherheitsdefizite waren an der Tagesordnung. Gravierender jedoch war, dass der Gehlen-Dienst hinter den Kulissen massiv den Aufbau der westdeutschen Sicherheitsbehörden beeinflusste und sich jeder Kontrolle entzog.
Thomas Wolf hat anhand bislang geheimer Quellen akribisch den Aufbau des BND rekonstruiert und ordnet die Entstehungszusammenhänge ganz neu in die Frühgeschichte der Bundesrepublik ein.
Band 8
Jost Dülffer: Geheimdienst in der Krise. Der BND in den 1960er Jahren, Ch. Links Verlag: Berlin 2018
- Der BND verlor in den letzten Amtsjahren Konrad Adenauers das Vertrauen der Bonner Regierung. Ausschlaggebend waren für den Kanzler Illoyalität und Verrat im Dienst, NS-Belastung und Leistungsschwäche. Dennoch gelang es dem BND-Präsidenten Reinhard Gehlen, sich bis 1968 der politischen Kontrolle durch Regierung und Parlament weitgehend zu entziehen und nach außen ein positives Image zu bewahren. Dabei entglitt ihm die Führung des Nachrichtendienstes nach innen. Medienpolitik und Lobbyismus ersetzten weitgehend die nachrichtendienstliche Aufklärung. Erst durch die Reformen nach Gehlens Abgang gelang es, den BND zu einer wirksamen Behörde der Auslandsaufklärung zu machen. Jost Dülffer konnte u.a. die Akten des BND-Archivs und des Kanzleramts uneingeschränkt einsehen und legt hier eine umfassende Geschichte der Spätphase der Ära Gehlen vor.
Band 7
Rolf-Dieter Müller: Reinhard Gehlen. Geheimdienstchef im Hintergrund der Bonner Republik, Ch. Links Verlag: Berlin 2017
- Reinhard Gehlen war eine der umstrittensten politischen Gestalten der Bonner Republik. Einst als Chef der Abteilung Fremde Heere Ost mitverantwortlich für Hitlers Krieg gegen die Sowjetunion, baute er nach 1945 unter Anleitung der US Army mit ehemaligen Generalstabsoffizieren der Wehrmacht einen westdeutschen Geheimdienst auf. Die Organisation Gehlen wurde 1956 zum Bundesnachrichtendienst (BND), der bis 1968 unter Gehlens Leitung stand. Auf der Grundlage erstmals zugänglicher BND-Akten und vieler weiterer Quellen hat Rolf-Dieter Müller die Biografie Reinhard Gehlens rekonstruiert und zeigt die Bandbreite seines Handelns und seiner persönlichen Verantwortung. Gehlens Biografie bietet einzigartige Einblicke in die Welt der Geheimdienste.
(Zwei Bände im Schuber – Band 7 der Veröffentlichungen der Unabhängigen Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte des Bundesnachrichtendienstes 1945-1968)
- Band 1: Im ersten Teilband, der die Zeit von 1902 bis 1950 behandelt, werden Gehlens Aufstieg zum Generalmajor der deutschen Wehrmacht und seine Rolle als Chef der Abteilung Fremde Heere Ost im Generalstab des Heeres geschildert. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte er seinen Kampf gegen die Sowjetunion aufseiten der US Army mit dem Aufbau der Organisation Gehlen fort.
- Band 2: Im zweiten Teilband (1950-1979) werden Gehlens Rolle bei der bundesdeutschen Wiederbewaffnung sowie als Akteur in der westdeutschen Innenpolitik und die Übernahme der Organisation Gehlen in den Dienst der Bundesrepublik beleuchtet. Von 1956 bis 1968 leitete Gehlen den BND und war auch danach um die Pflege des Mythos um seine Person bemüht.
(Band 8 der Veröffentlichungen der Unabhängigen Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte des Bundesnachrichtendienstes 1945-1968)
Band 6
Agilof Keßelring: Die Organisation Gehlen und die Neuformierung des Militärs in der Bundesrepublik, Ch. Links Verlag: Berlin 2017
- Diente die 1946 von der US Army geschaffene Organisation Gehlen wirklich nur der Spionage gegen den Osten? Die von US-amerikanischen Geheimdiensten geführte Vorläuferorganisation des BND bildete zugleich eine Art Ersatz-Generalstab für die geplante Aufstellung einer bundesdeutschen Armee – wenige Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Dabei erfolgte auch die politische Einbindung von Wehrmachtsveteranen.
Agilolf Keßelring zeigt anhand erstmals zugänglicher Akten aus dem BND-Archiv die Entstehungsgeschichte der Bundeswehr in einem neuen Licht.
(Band 6 der Veröffentlichungen der Unabhängigen Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte des Bundesnachrichtendienstes 1945-1968)
Band 5
Armin Müller: Wellenkrieg. Agentenfunk und Funkaufklärung des Bundesnachrichtendienstes 1945-1968, Ch. Links Verlag: Berlin 2017.
Funk und Funkaufklärung waren und sind gut gehütete Geheimnisse moderner Nachrichtendienste. Armin Müller beleuchtet u. a. anhand der BND-Akten erstmals umfassend, welche Anforderungen, Möglichkeiten und Grenzen diesen wichtigen Teil der Auslandsaufklärung bestimmten. Er untersucht, wie die Organisation Gehlen nach dem Zweiten Weltkrieg die technische Abteilung ihres Nachrichtendienstes organisierte. Sie baute zum einen Verbindungen zu ihren Quellen hinter dem Eisernen Vorhang auf, den sogenannten Agentenfunk. Zum anderen erfasste sie mit ihrer Funkaufklärung Kommunikation und Signale des Gegners. Darüber hinaus wurde die Abteilung entscheidend für die Verteidigungsplanungen des Dienstes und die Zusammenarbeit mit der jungen Bundeswehr.
Band 4
Sabrina Nowack: Sicherheitsrisiko NS-Belastung. Personalüberprüfungen im Bundesnachrichtendienst in den 1960er Jahren, Ch. Links Verlag: Berlin 2016.
Die Studie widmet sich einer internen, von der Politik erzwungenen Personalüberprüfung im BND. Zwanzig Jahre nach dem Ende des Dritten Reiches wurde individuelle NS-Belastung hauptsächlich als mögliches Sicherheitsrisiko betrachtet. Zwar entließ der BND 68 von 157 überprüften Mitarbeitern, doch bekamen es die Verantwortlichen nicht nur bei den Überprüfungen selbst, sondern auch beim Umgang mit deren Ergebnissen mit Problemen zu tun, die keine wirkliche »Selbstreinigung« gestatteten. Widerstände regten sich dabei nicht allein in der BND-Zentrale in Pullach, sondern auch bei der Bundesregierung in Bonn.
Band 3
Ronny Heidenreich, Daniela Münkel, Elke Stadelmann-Wenz: Geheimdienstkrieg in Deutschland. Die Konfrontation von DDR-Staatssicherheit und Organisation Gehlen im Herbst 1953, Ch. Links Verlag: Berlin 2016.
Der Kalte Krieg war auch ein Krieg der Geheimdienste. Erstmals zeigen bislang völlig unbekannte Akten des Bundesnachrichtendienstes und der Staatssicherheit, welche Hintergründe, Ziele und vor allem Folgen der erste von Ost-Berlin geführte »konzentrierte Schlag« gegen die Organisation Gehlen im Herbst 1953 hatte. Betroffen waren mehrere hundert verhaftete vermeintliche Spione in der DDR, deren Schicksal im Spiegel beider Geheimdienste beleuchtet wird. Dieser Geheimdienstkrieg spielte sich nicht im Verborgenen ab. Die Staatssicherheit versuchte mit einer bis dahin beispiellosen Medienkampagne, den Gehlen-Dienst öffentlich zu diskreditieren. Konnte die Stasi die Operation als »Erfolg« für sich verbuchen, musste der künftige Bundesnachrichtendienst Ende 1953 nicht nur Sicherheitsprobleme beheben, sondern auch das eigene Ansehen im Bundeskanzleramt, bei der CIA und in der westdeutschen Öffentlichkeit wiederherstellen.
Band 2
Gerhard Sälter: Phantome des Kalten Krieges. Die Organisation Gehlen und die Wiederbelebung des Gestapo-Feindbildes “Rote Kapelle”, Ch. Links Verlag: Berlin 2016.
Die Organisation Gehlen übernahm mit dem Personal aus Gestapo und anderen NS-Behörden einige ihrer Feindbilder. Neu formiert unter den Vorzeichen des Kalten Krieges, führte sie bis in die sechziger Jahre hinein ausgedehnte Ermittlungen gegen eine nicht existierende kommunistische Spionageorganisation: die neu erstandene »Rote Kapelle«. Tatsächlich ermittelte sie gegen Überlebende aus dem Widerstand, die aus den Lagern und Zuchthäusern der Nationalsozialisten oder dem Exil zurückgekehrt waren und es ernst meinten mit dem demokratischen Neuanfang. Den Männern, die sich aus verantwortlichen Positionen des NS-Regimes in den Gehlen-Dienst gerettet hatten, diente die Wiederbelebung des Gestapo-Mythos dazu, die NS-Gegner zu denunzieren, um sie vom öffentlichen Leben fernzuhalten und die Furcht vor kommunistischer Unterwanderung zu schüren, um so ihr eigenes institutionelles Überleben abzusichern.
Band 1
Christoph Rass: Das Sozialprofil des Bundesnachrichtendienstes. Von den Anfängen bis 1968, Ch. Links Verlag: Berlin 2016.
Dieses Buch gibt Antwort auf die Frage, wie biografische Prägungen aus der Zeit des Dritten Reiches den BND von den Anfängen 1946 bis 1968 beeinflusst haben. Auf der Grundlage von 3650 Lebensläufen rekonstruiert es darüber hinaus die soziale Zusammensetzung des Geheimdienstes und deren Veränderungen mit größter Detailschärfe über zwei Jahrzehnte hinweg. Die Studie bietet keine »Agentengeschichten«, sondern eine strukturanalytische Untersuchung der personellen Zusammensetzung einer wichtigen Behörde der jungen Bundesrepublik
und gibt einen tiefen Einblick in das Nachwirken der NS-Zeit. Mit dieser empirisch gut abgesicherten Sozialprofilanalyse liegt eine bislang einzigartige Grundlage für ein differenziertes Verständnis des Innenlebens eines Geheimdienstes vor.
Studien
herausgegeben von Jost Dülffer, Klaus-Dietmar Henke, Wolfgang Krieger, Rolf-Dieter Müller
Redaktion: Andreas Hilger, Sabrina Nowack, Gerhard Sälter
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Nr. 5
Jost Dülffer: Pullach intern. Innenpolitischer Umbruch, Geschichtspolitik des BND und “Der Spiegel”, 1969-1972, Marburg 2015.
1971 erschien im „Spiegel“ die Serie „Pullach intern“, die als erste kritische Darstellung des Bundesnachrichtendienstes gilt. Jedoch hatte der BND die Autoren seit 1969 im Rahmen einer aktiven Medienpolitik intensiv beraten und mit Material versorgt, um eine positive Darstellung zu bewirken. Die Geschichtspolitik des BND, welche die Billigung des Kanzleramts hatte, führte angesichts des Wechsels zur sozialliberalen Koalition zu einer innenpolitischen Zerreißprobe. Da die Einflussnahme des BND weniger erfolgreich war als erhofft, geriet der Geheimdienst zwischen die politisch aufgeheizten Bonner Fronten. Die Serie wurde Gegenstand einer intensiven politischen Debatte, als die CDU/CSU-Opposition den von ihr mitgeprägten Dienst angriff, um die SPD-Regierung zu treffen. Gleichzeitig werden Bruchlinien im BND sichtbar, die nach dem Wechsel des Präsidenten und dem Machtwechsel in Bonn entstanden waren.
Jost Dülffer: Pullach intern. Innenpolitischer Umbruch, Geschichtspolitik des BND und “Der Spiegel”, 1969-1972. (pdf)
Nr. 4
Andreas Hilger, Armin Müller: “Das ist kein Gerücht, sondern echt.” Der BND und der “Prager Frühling” 1968, Marburg 2014.
In der Nacht vom 20. auf den 21. August 1968 rückten Truppen des Warschauer Pakts in der Tschechoslowakei ein und beendeten gewaltsam den „Prager Frühling“. Vorangegangen waren Monate politischer und militärischer Spannungen. In dieser Situation war der BND gefordert, das politische und militärische Bonn minuziös über die Geschehnisse in der CSSR und den osteuropäischen Hauptstädten zu informieren. Die Studie beschreibt die Anstrengungen des bundesdeutschen Auslands-nachrichtendienstes, in den Krisenmonaten substanzielle Informationen zu beschaffen, umfassende Analysen der Geschehnisse vorzulegen und verlässliche Prognosen aufzustellen. In der Konkurrenz zu Beobachtern und Analysten des Verteidigungsministeriums und des Auswärtigen Amtes konnte der BND nur in Teilaspekten zusätzliche valide Informationen bereitstellen. Für eine Beurteilung der Fragen nach der Wahrscheinlichkeit, den Intentionen, des genauen Zeitpunkts und den unmittelbaren Folgen einer bewaffneten Intervention Moskaus erwiesen sich die Pullacher Möglichkeiten als begrenzt.
Andreas Hilger, Armin Müller: “Das ist kein Gerücht, sondern echt.” Der BND und der “Prager Frühling” 1968. (pdf)
Nr. 3
Agilolf Keßelring: Die Organisation Gehlen und die Verteidigung Westdeutschlands. Alte Elitedivisionen und neue Militärstrukturen, 1949-1953, Marburg 2014.
Die Organisation Gehlen, der Vorgänger des Bundesnachrichtendienstes, baute im Auftrag der USA und mit Wissen der deutschen Regierung im Südwesten Deutschlands eine geheime Verteidigungsorganisation auf. Die Operation unter dem Decknamen „Unternehmen Versicherungen“ bediente sich des Führungspersonals ausgesuchter ehemaliger Elitedivisionen der Wehrmacht. Damit existierte bereits mehrere Jahre vor der Aufstellung der Bundeswehr, zwischen 1949 und 1953, ein milizartig gekadertes Armeekorps. Im Falle eines Angriffs der Sowjetunion oder von DDR-Verbänden sollte es aktiviert und mit Mannschaften, Waffen und Material voll aufgestellt werden, um der Bundesregierung als Exilarmee bei der Rückeroberung ihres Staatsgebietes zu dienen. Der Forschung war die Existenz dieser Verteidigungsstrukturen unbekannt geblieben.
Agilolf Keßelring: Die Organisation Gehlen und die Verteidigung Westdeutschlands. Alte Elitedivisionen und neue Militärstrukturen, 1949-1953. (pdf)
Nr. 2
Unabhängige Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte des Bundesnachrichtendienstes 1945-1968 (Hg.): Die Geschichte der Organisation Gehlen und des BND 1945-1968: Umrisse und Einblicke. Dokumentation der Tagung am 2. Dezember 2013, Marburg 2014.
Die Unabhängige Historikerkommission erforscht die Geschichte des Bundesnachrichtendienstes unter der Ägide Reinhard Gehlens in den Jahren 1945 bis 1968. Die Arbeiten sollen 2016 im Wesentlichen abgeschlossen sein. Die Kommission widmet sich nicht nur der Frage nach den personellen Kontinuitäten zur NS-Zeit, sondern versucht, ein möglichst umfassendes Bild von der Tätigkeit der Organisation Gehlen und des Bundes-nachrichtendienstes zu geben. Zwei Jahre nach der Aufnahme ihrer Forschungsarbeiten hat die Unabhängige Historikerkommission in einem öffentlichen Kolloquium einige Arbeitsproben und Zwischenergebnisse zur Diskussion gestellt, die in diesem Band versammelt sind. Sie sollen einen Eindruck von der Anlage und der Arbeitsweise des Projekts vermitteln und bereits erkennen lassen, welche Ergebnisse auf einem Terrain erwartet werden können, das der Geschichtswissenschaft bisher unzugänglich gewesen ist.
Unabhängige Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte des Bundesnachrichtendienstes 1945-1968 (Hg.): Die Geschichte der Organisation Gehlen und des BND 1945-1968: Umrisse und Einblicke. Dokumentation der Tagung am 2. Dezember 2013. (pdf)
Nr. 1
Ronny Heidenreich: Die Organisation Gehlen und der Volksaufstand am 17. Juni 1953, Marburg 2013.
Am 17. Juni 1953 kam es in der DDR zur ersten großen Erhebung im sowjetischen Machtbereich nach Kriegsende. Für die meisten Geheimdienste in Ost und West brach der Volksaufstand überraschend aus. Die Studie zeigt, wie die Organisation Gehlen die Lage in der DDR vor und während der Unruhen analysierte und welche Auswirkungen die Berichte aus Pullach auf die Wahrnehmung der Ereignisse durch die Bundesregierung und den amerikanischen Geheimdienst CIA hatten. Der Volksaufstand am 17. Juni wurde damit zu einem wichtigen Prüfstein, an dem schlaglichtartig die Möglichkeiten und Grenzen der DDR-Spionage des Gehlen-Dienstes in den frühen 1950er Jahren aufscheinen. Für die Behauptung der SED-Führung, die Vorläuferorganisation des Bundesnachrichtendienstes sei an den Unruhen beteiligt gewesen, finden sich in den erstmals ausgewerteten BND-Akten keinerlei Beweise.
Ronny Heidenreich: Die Organisation Gehlen und der Volksaufstand am 17. Juni 1953. (pdf)